TOPOS 30

Unterwegs zu Marx


Inhalt

AUFSÄTZE

 

Hans Heinz Holz: Das Erbe Hegels und die Verwandlung der Philosophie

 

Volker Schürmann: Das gespenstische Tun von Charaktermasken. Ein Bericht

 

Reinhard Jellen: Hegels »Phänomenologie des Geistes« und der Marxismus

 

Thomas Metscher: Imperialismus und Moderne. Zu den Bedingungen gegenwärtiger Kunstproduktion in Europa. Teil 2

 

Robert Deinhammer: Fragliche Wirklichkeit?

 

DISKUSSION

 

Hans Heinz Holz: Bemerkungen zu Robert Deinhammer »Fragliche Wirklichkeit?«

 

DOKUMENTATION

Doğan Göçmen: Von der Revolutionären Philosophie und vom revolutionären Philosophen

Heidi Urbahn de Jauregui: Hacks im Brechthaus

 


 

Editorial

Mit dem vorliegenden Heft erscheint die 30. Ausgabe von TOPOS. In der Krisensituation des Zusammenbruchs der sozialistischen Gesellschaften in Osteuropa und der Liquidation marxistischer Forschung auch in Westeuropa sollte ein bescheidener Ort geschaffen werden, an dem dialektischer und historischer Materialismus weitergeführt und in die wissenschaftliche Diskussion eingebracht werden konnte. Offenheit für kontroverse Auffassungen unter Marxisten und für gesprächsfähige andere Positionen war Voraussetzung.

Daß dieses Programm sich nun 15 Jahre lang hat durchhalten lassen, ist ermutigend. Dafür ist vor allem dem treuen Leserstamm zu danken, der die Herausforderung verstanden und angenommen hat, über unterschiedliche Themenschwerpunkte hinweg Eckpunkte eines dialektischen marxistischen Weltverständnisses zu markieren. Wenn Friedrich Engels Dialektik als »Wissenschaft des Gesamtzusammenhangs« bezeichnete, so bedeutet das eben, einen weiten Kreis von Natur und Gesellschaft zu schlagen; erst in der Beziehung aufeinander zeigen die Einzelphänomene ihren Sinn.

30 Hefte von TOPOS sind in gewissem Sinn ein Jubiläum. Daß ein Jubiläums-Heft im Zeichen von Marx zu stehen hat, versteht sich von selbst. Marx als klassischer Lehrer von Ökonomie, Geschichtswissenschaft und Philosophie ist oft genug abgehandelt worden. Aber Marx ist nicht nur ein Fixpunkt der Theorie- und Politikgeschichte, sondern selbst eingebettet in einen historischen Strom, ein lebendiges Moment der Geschichte. Der Titel »Unterwegs zu Marx« ist deshalb bewußt doppeldeutig: Es gibt eine Herkunftslinie unterwegs zu Marx hin; und es gibt eine von Marx ausgehende Linie, in der wir stehen; und wir sind noch längst nicht bei Marx angekommen. In dem ungeheueren Gebäude prinzipieller Erkenntnisse, das er errichtet hat, werden erst einige Zimmer bewohnt; und gerade die gegenwärtige Fundamentalkrise des Kapitalismus zeigt, wie viele Zimmer noch zu möblieren, d.h. mit aktueller Konkretisierung der Prinzipien zu füllen sind. So sind wir weiter unterwegs zu Marx.

Zu diesem Unterwegssein gehört, daß die Geschichte niemals ohne ihre Vorgeschichte zu haben ist und der Gedanke nicht ohne die Anstrengung des Gedankens. Was das im Blick auf das bei Marx aufgehobene Erbe Hegels bedeutet, führt in diesem Heft Hans Heinz Holz noch einmal mit jener Genauigkeit vor, die der Philosophie eigen sein muß, wenn sie den Charakter eines qualitativen Erkenntnissprunges angemessen erfassen und reflektieren will. Entsprechend fokussiert ist auch Reinhard Jellens Hegel-Marx-Synopse, in der Analogie und Differenz der gesellschaftlich entscheidenden Entfremdungsproblematik thematisiert wird. Und Volker Schürmanns entfaltet in seinem Pre-Print die Frage nach der »Entfremdung« im Blick auf den kontrovers diskutierten Marxschen Begriff der »ökonomischen Charaktermaske«.

Im nunmehr publizierten 2. Teil seiner umfangreichen Studie »Imperialismus und Moderne« setzt Thomas Metscher seine an Marx gewonnene Gesellschaftsanalyse im Blick auf die Bedingungen gegenwärtiger Kunstproduktion in Europa fort.

In der DISKUSSION veröffentlicht TOPOS erstmals von Robert Deinhammer einen Beitrag aus der Perspektive römisch-katholischer Theologie, an dem deutlich wird, daß die von Hegel und Marx freigelegten Dimensionen der Dialektik selbst dort Eingang zu finden beginnen, wo sie von Hause aus unter Verdikt gestellt sind.

Mit den Beiträgen von Heidi Urbahn de Jauregui und Doğan Göçmen dokumentiert TOPOS schließlich zwei Texte zu Peter Hacks und zu Hans Heinz Holz, die in einem Marx-Heft wohlplaciert sind.

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