TOPOS 23

Peter Hacks


Inhalt

AUFSÄTZE

Heidi Urbahn de Jauregui: Geistergeburtstag. Zu einer Ballade von Hacks

Alfredo Bauer: Das Goethe-Bild im Werk des Dichters Peter Hacks

Jens Mehrle:
Zur Lehre vom gemeinsamen Boden

Johannes Oehme: Ein Hacks-Nachruf mitsamt Ideologiekritik bürgerlicher Ästhetik

Georg Fülberth: Unvermeidbare Regression

Arnold Schölzel: Das Numinose im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit - Peter Hacks über Medien

Volker Riedel: Nachwort zu einem Plädoyer

Peter Schütze: Über die Bedeutung von Hacks Stücken

Gisela Steineckert: »Aber zunehmend sehr.« Ein TOPOS-Interview

VORABDRUCK

Eberhard Esche: Vaterlandsgeschichten

(aus: E. Esche, Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen. Autobiographische Geschichten - 480 Seiten, fest gebunden, mit Schutzumschlag, 19,90 Euro. Erscheint im März 2005 im Eulenspiegel Verlag)

Hans Heinz Holz / Kurt Gossweiler: Vorwort und Nachwort zu Peter Hacks: Am Ende verstehen sie es. Politische Schriften aus 15 Jahren (1988 bis 2003)

(Nebst einem Anhang: Briefwechsel mit Kurt Gossweiler. Mit einem Vorwort von Hans Heinz Holz und einem Nachwort von Kurt Gossweiler. Herausgegeben von André Thiele in Zusammenarbeit mit Johannes Oehme - 208 Seiten, fest gebunden, 12,90 Euro. Erscheint voraussichtlich im August 2005 im Eulenspiegel Verlag)

AUS DEN ARCHIVEN

Peter Hacks: Brief an Wolfgang Harich vom 18.9.1974 / Brief an Johannes Oehme vom 25.3.2003


Editorial

Er starb am 28. August 2003, am Geburtstag Goethes. Dem Zufall des Datums eignet die Notwendigkeit des Symbols. Goethe war nicht nur der abwesende Held in seinem wohl erfolgreichsten Stück, dem Monodrama »Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe«, sondern der anwesende Leitstern für sein ästhetisches Credo. Der Ästhetizist Peter Hacks ist identisch mit dem Moralisten. Höchste Formgenauigkeit setzt die unbedingte Redlichkeit des Denkens und der dichterischen Haltung voraus. »Goethe ist so berühmt geworden, wie er nun einmal ist, weil er zeitlebens und bewußt darauf verzichtete, Ruhm um den Preis des mindesten künstlerischen Zugeständnisses zu erkaufen«, schreibt er von Goethe in dem »Pandora«-Essay, der zu den Glanzstücken deutscher Kunstprosa gehört. In der Distanz zu jeder intellektuellen Mode entsteht das Klassische. »Der Herren eigner Geist«, den man den »Geist der Zeiten nennt«, ist gerade nicht »ihre Zeit in Gedanken erfaßt«. Denn wirkliche Gedanken sind Ausdruck des historisch Allgemeinen, nicht der privaten Selbstbespiegelung.

In diesem Sinn hat Hacks Dichtung immer als politisches Tun verstanden. Im Ereignis das historisch Allgemeine erscheinen zu lassen, ist die Funktion des Kunstwerks. Die ästhetische Form des Allgemeinen ist die Stilisierung des Einzelfalls (so wie die philosophische Form die treffsichere Genauigkeit des Begriffs). Die Stilisierung, die die Versichtung des Realitätsgehalts bewirkt, gilt als unrealistisch. Das ist das positivistische Mißverständnis des Naturalismus. Dagegen hat Hacks zeit seines Lebens angekämpft als polemischer Essayist, und angeschrieben als kunstreicher Poet.

Die Bewegung unserer Zeit, auf den Begriff gebracht, ist der Fortgang auf dem Weg zum Sozialismus - trotz aller Hemmnisse und Niederlagen. Daran hat Hacks auch in den Jahren nach 1990 nicht gezweifelt! Von Goethe sagte er: »Hatte er seinerzeit lernen müssen, in einer Welt von wenig Hoffnung zu leben, lebte er jetzt mit einer Hoffnung ohne Welt«. Das galt für die Wende von 1800. Der hoffnungslose Zustand der deutschen Misere war in die Utopie der französischen Revolution umgeschlagen; deren Hoffnungsgehalt Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit hatte in der kapitalistischen Welt keinen Platz gefunden, war aber nicht vergangen. Denn »Nie erscheint eine Krise so ausweglos wie am Vorabend des Aufschwungs«. In dieser Lage ist Peter Hacks’ »letztes Wort«, schon mehr als zwanzig Jahre vor seinem Tode ausgesprochen: »Wenn der Dichter überhaupt nichts mehr zu wirken hat, wirkt er Wunder«. Das Wirken seiner Dichtung lebt über ihn hinaus.

TOPOS dankt allen Autorinnen und Autoren, insbesondere auch für die Möglichkeit des Vorabdrucks, mit freundlicher Genehmigung des Eulenspiegel Verlages und des Herausgebers André Thiele, und Matthias und Johannes Oehme für die großzügige Überlassung der bisher unveröffentlichten Hacks-Briefe.

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