TOPOS 35
Philosophie I
Inhalt
AUFSÄTZE
Hans Heinz Holz: Philosophie
Jörg Zimmer: Welt denken. Der spekulative Horizont der Philosophie
Hans J. Glattfelder: Philosophiegeschichtliche Einflüsse auf die Entwicklung der konkreten Kunst
AUS DEN ARCHIVEN
Joachim Schickel und Werner Reuther:
Unser Philosoph in Deutschland. Ein Resümee
aus
24 Befragungen
DISKUSSION
Reinhard Krüger: Klassik-Ideologie als Herrschaftswissen. Ein Beitrag zu ihrer Kritik
Dieter Kraft: Messer und Gabel. Zu Reinhard Krügers Kritik des Klassikbewußtseins
Editorial
34 Hefte von TOPOS sind erschienen, in denen die Arbeit an der theoretischen Substanz erhalten und fortgeführt werden sollte, die in einem Jahrhundert marxistischer Dialektik geleistet worden war. Die Konterrevolution, die das System der sozialistischen Gesellschaften im Aufbau überrollte und seiner Entwicklung ein unreifes Ende bereitete, hat mit allem Haß der geistig unterlegenen Sieger das theoretische Erbe des Marxismus auszurotten versucht. Dagegen kleine Bastionen zu festigen, von denen aus die Kraft des argumentativen Nachdenkens sich wieder zur politischen Macht ausbilden möchte, war der Versuch einiger weniger, die sich von der allgemeinen Resignation nicht ergreifen ließen. Auf je verschiedenen Feldern wurden Hanfried Müllers Weißenseer Blätter, Klaus Steinigers Rotfuchs zu solchen Bastionen. TOPOS versuchte im Bereich einer philosophisch reflektierten Wissenschaft in thematischer Konzentration gleiches zu bewirken.
Philosophisch reflektiert. Ob die Kategorie der Weltgeschichte, ob die Literatur von Peter Hacks, ob die Bedeutung eines bürgerlich-demokratischen Grundgesetzes in den Klassenkämpfen zur Frage stand, der philosophische Horizont einer den Sinn der Einzelheiten zusammenschauenden wissenschaftlichen Weltanschauung war stets methodisch leitend. Es ist an der Zeit, einmal über diese Philosophie, ihre Prinzipien und die in ihr auftretenden Varietäten Rechenschaft abzulegen. So werden die beiden Hefte des Jahrgangs 2011 schlechthin allgemein dem Thema Philosophie gewidmet sein, und unsere Leser wissen aus achtzehn Jahrgängen, daß es sich nicht um die schlechte Abstraktion bloßen Generalisierens handelt, sondern um die Frage, in welchen konstanten und welchen variablen Denkstrukturen wir die Wirklichkeit begreifen, um uns in ihr praktisch verhalten zu können. Das Thema Philosophie ist das Thema der Form, die die Einheit von Theorie und Praxis ausmacht.
Eines besonderen Anlasses ist in dieser Nummer von TOPOS zu gedenken Unser Mitherausgeber Domenico Losurdo begeht in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. Wenn auf jemanden Lenins Stichwort vom Streitbaren Materialismus zutrifft, dann ist es er, der eine ebenso argumentativ wie polemisch scharfe Feder führt. Zahlreiche seiner Schriften sind auch in deutscher Übersetzung erschienen. Als Vortragender und in Zeitungsbeiträgen hat er seine Positionen dargelegt, er gehört zum deutschen philosophisch-politischen Leben. Wir wünschen, daß das noch lange so bleiben möge, und sind ihm dankbar, daß er von Anfang an TOPOS durch seinen Einsatz mitgetragen hat.